Medicus curat, natura sanat.
(Der Arzt behandelt, die Natur heilt.)
Hippokrates
Naturheilverfahren, die viele Heilpraktiker – so auch ich – anwenden, genügen oft nicht den Plausibilitätskriterien der sogenannten "Evidenzbasierten Medizin", d. h. einem bestimmten Wissenschaftsmodell. Gleichwohl stellen sie einen Geltungsanspruch aufgrund mitunter jahrtausendelanger Erfahrung (Empirie).
In medizinische Überlegungen sollen neben körperlichen und seelischen auch geistige, geografische, klimatische und kosmische Anteile des Menschen einfließen, auch als Teilnehmender an einer bestimmen Flora und Fauna. Das ist in meinen Augen Ganzheitlichkeit, wirklich biologische Medizin.
Die Selbstwahrnehmung des Patienten ist häufig das überzeugendste Argument, um ihn für eine biologisch-ganzheitliche Behandlung zu gewinnen. So wird ein Pykniker (Überwiegen des Breitenwachstums) bei einer Magerkost meist eine Verschlechterung der Symptome wahrnehmen, genauso wie der Astheniker (Überwiegen des Längenwachstums) bei (tierisch-)fettreicher Kost häufig ärgeren Leidensdruck verspürt. Auch von klimatischen Einflüssen (vor allem hinsichtlich der Luftfeuchtigkeit) wird berichtet. Besonders die Atmung stellt bei der Sebstbeobachtung eines der auffällgsten Indizien dar: Der Pykniker wird sich wahrscheinlich bei der betonten Einatmung wohler fühlen, der Astheniker bei der betonten Ausatmung.
Da die Zugehörigkeit des Menschen zu diesem oder jenem Konstitutionstyp nicht immer augenscheinlich ist, lässt sie sich über die Seite https://soluna.salix.in/allgemein/allgemein.html der Seite "www.terlusollogie.de (zur Berechnung)" völlig unkompliziert bestimmen.
Die Frage nach der richtigen Therapie stellt sich für den Patienten genauso wie für den Therapeuten.
Was mich selbst betrifft, so habe ich mich vor allem an dem Laienarzt Sebastian Kneipp (* 1821) orientiert. Die Besonderheit seiner Persönlichkeit wurde schon früh erkannt und so konnte der bitterarme Köhlerssohn ein erfolgreiches Theologiestudium absolvieren. Durch Fleiß, genaue Beobachtung und einfaches Nachdenken hat er ein eigenes medizinisches Therapiemodell erschaffen, das eine Reihe von Heilpflanzen, eine bestimmte Diät und Wasseranwendungen umfasst, für die er Berühmtheit erlangt hat.
Kneipp hatte Patienten aus der ganzen Welt (behandelte auf einer seiner zahlreichen Reisen auch den Papst). Er war eine zu seiner Zeit international bekannte Persönlichkeit und von einer ganzen Reihe ihm zuarbeitender Ärzten umgeben. Er behandelte schwerste Erkrankungen und selbst in unseren Tagen strömen viele Menschen zu den Sanatorien, die noch heute nach seiner Methode arbeiten. Diese Methode gründet auf einem sehr einfachen äthiologischen (= Lehre von den Kranheitsursachen) Leitbild, demzufolge Krankheiten vor allem in einer falschen Blutverteilung sowie einer schlechten Blutqualität wurzeln.
Viele der Erkrankungen, mit denen man heute in der Praxis konfrontiert ist, existieren im Tierreich nicht. Es handelt sich vor allem um Zivilisationskrankheiten.Dem Patienten muss dabei klar sein, dass er es selbst in der Hand hat, durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten seine Belastungen entscheidend zu verbessern.
Gesundheit ist älter als jede Therapieform. Sie ermöglicht die transzendente Erfahrung, eingebettet zu sein in ein großes Ganzes.
Ein geheilter Mensch ist nicht nur frei von Symptomen, er fühlt sich glücklich und zufrieden, ist interessiert und voller Tatendrang.
Im Zentrum steht der Mensch.
Literatur:
Kneipp, Sebastian: Meine Wasser-Kur. Hamburg (Neuauflage der Ausgabe von 1920) 2016.
Hagena, Christian: Grundlagen der Terlusollogie. Praktische Anwendung eines bipolaren Konstitutionsmodells. Stuttgart (4. Auflage) 2013.